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Arbeitsmedizin und klinische Umweltmedizin doc
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Arbeitsmedizin und klinische Umweltmedizin doc

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Mô tả chi tiết

Dennis Nowak

Arbeitsmedizin und klinische Umweltmedizin

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ELSEVIER

t;HIIt\:-.1 & FISO IER

Dennis Nowak

Arbeitsmedizin

und klinische

Umweltmedizin

2., überarbeitete Auflage

URBAN & FISCHER München

Zuschriften und Kritik an:

Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, Hackerbrücke 6, 80335 München

E-Mail: [email protected]

Wichtiger Hinweis für den Benutzer

Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. He￾rausgeber und Autoren dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten

therapeutischen Angaben (insbesondere hinsichtlich Indikation, Dosierung und unerwünschten Wirkungen) dem

derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes aber nicht von der Verpflichtung,

anhand weiterer schriftlicher Informationsquellen zu überprüfen, ob dort gemachte Angaben von denen in diesem

Buch abweichen und seine Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen.

Für die Vollständigkeit und Auswahl der aufgeführten Medikamente übernimmt der Verlag kein e Gewähr.

Wie allgemein üblich wurden Warenzeichen bzw. Namen (z.B. bei Pharmapräparaten) nicht besonders geke1mzeichnet.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte

bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten

2. Auflage 20 I 0

© Elsevier GmbH, München

Der Urban & Fischer Verlag ist ein lmprint der Elsevier GmbH.

II 12 13 4 3 2 I

Für Copyright in Bezug auf das verwendete Bildmaterial siehe Abbildungsnachweis im Anhang.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen

Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere

für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektro￾nischen Systemen.

Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeich nungen die grammatikalisch maskuline

Form gewählt. Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer Frauen und Männer gemeint.

Planung: Christi na Nussbaum

Lektorat: AJexander Gattnarzik

Redaktion: Willi Haas, München

Herstellung: Peter Sutterlitte

Satz: abavo GmbH, Buchloe/Deutschland; TnQ, Chennai/lndien

Druck und Bindung: L.E.G.O. S.p.A., Lavis/Italien

Zeichnungen: Stefan Dangl. München

UmschlaggestaJtung: Spiesz Design, Neu-Ulm

ISBN 978-3-437-41169-4

Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.elsevier.de und www.elsevier.com

Warum und wozu Arbeitsmedizin

und klinische Umweltmedizin?

Liebe Studierende,

Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Medizin

studieren, sollen bei uns etwas "fürs Leben" lernen.

Arbeitsmedizin und klinische Umweltmedizin be￾trifft nämlich Sie alle, auch wenn Sie sich das mo￾mentan vielleicht noch nicht vorstellen können!

Hier der erste Merksatz: Arbeit ist im Kern etwas

Schönes. Gute, dem Individuum angemessene Ar￾beit hält körperlich und geistig fit, Arbeit fördert un￾sere kognitiven und kreativen Fähigkeiten, Arbeit

und Aktivität bis ins Alter sind außerdem Demenz￾prophylaxe.

Unser Anliegen in der Arbeitsmedizin

Mit diesem Buch möchte ich Ihnen ein gutes Basis￾wissen von unserem Fach vermitteln, da es mir sehr

am Herzen liegt, Sie für Ihren späteren klinischen

Alltag mit besonderen "Antennen" für arbeitsmedi￾zinische Zusammenhänge auszustatten. Sie tragen

Ihren Patienten gegenüber eine große Verantwor￾tung. Sie sind es nämlich, die die Weichen stellen

werden, die entscheiden, ob z. B. die vierköpfige Fa￾milie eines berufsbedingt erkrankten Arbeiters in

Zukunft durch die ihm zustehende Rente abgesi￾chert ist, oder ob allen Familienmitgliedern der sozi￾ale Abstieg droht, weil Ihnen, liebe Kolleginnen und

Kollegen, das Gespür für die bestehenden Kausalzu￾sammenhänge, die zur Erkrankung führten, viel￾leicht fehlt und so nie eine Berufskrankheiten-An￾zeige zustande gekommen ist. Sie sind auch verant￾wortlich, wenn eine junge Friseurin mit Husten am

Arbeitsplatz "sicherheitshalber" mehrwöchig krank￾geschrieben wird, ihre Arbeit verliert und ein späte￾res Berufskrankheitsverfahren mangels rechtzeitiger

Objektivierung von Befunden leer ausgeht. So kann

Nachlässigkeit oder Unkenntnis fatale Folgen haben

und tragische persönliche Schicksale besiegeln!

Dazu ein paar Zahlen: Bei etwa I 0 bis 30 % aller

Arbeitsunfähigkeitsfalle spielen Einflüsse des Ar￾beitsplatzes hierzulande eine Rolle. Etwa 65.000-mal

pro Jahr wird der begründete Verdacht auf eine Be￾rufskrankheit gemeldet. Etwa 14.000 Berufskrank￾heiten werden pro Jahr neu anerkannt und ca. 2.500

Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen von Be￾rufskrankheiten. Jährlich verunfallen mehr als eine

Million Menschen im Zusammenhang mit der Ar￾beit, davon knapp 1.000 tödlich. Die Kosten der ge￾setzlichen Unfallversicherung liegen bei ca. 13 Milli￾arden Euro.

Wozu sich mit Arbeitsmedizin beschäftigen?

Arbeit kann unter ungünstigen Umständen leider

auch krank machen, und Sie als Ärzte müssen früh￾zeitig au6nerksam werden, wenn dieses droht oder

durch versäumte Prävention bedauerlicherweise

schon eingetreten ist. Das Feingefühl dafür wollen

wir Ihnen vermitteln, und dieses werden Sie auch

bald entwickeln, wenn Sie bereit sind, sich zu enga￾gieren und die spannenden Seiten unseres Faches zu

entdecken. Arbeitsmedizin kann sich manchmal tat￾sächlich wie Detektivarbeit gestalten, und das ist ei￾ne sehr reizvolle Herausforderung!

Ärzte gänzlich ohne arbeitsmedizinische Kennt￾nisse sind jedoch vergleichbar mit "Erdmilben, die

im Dunklen wühlen". Sie schreiben in die Kranken￾akte eines jungen Tankschweißers, der nachts mit

einem durch toxische Gase bedingten Lungenödem

in die Notaufnahme kommt, in die Spalte "Beruf/So￾ziales" schlicht "Arbeiter", behandeln wie bei einem

Linksherzversagen, geben Diuretika statt Steroiden

und lassen es so zur Schocklunge kommen. Sie

schreiben in die Akte bei einem hustenden, berente￾ten Bergmann einfach "Rentner" und bedenken

nicht, dass eine Silikotuberkulose eine zu entschädi￾gende Berufskrankheit ist. Bei erkrankten Arbeitern

aus petrochemischen Betrieben fragen sie nicht ge￾nug über deren Tätigkeit nach, denn sie wissen

nichts über die Berufsbedingtheit von Leukämien,

und so kommen sie nie den zugrunde liegenden No￾xen auf die Spur. Sie kennen keine durch andauern￾de Vibrationen hervorgerufene Gelenkerkrankun￾gen und keine beruflichen Ursachen des Raynaud-

VI Warum und wozu Arbeitsmedizin und klinische Umweltmedizin?

Syndroms. Zum Asthmatiker, der beim beruilichen

Geigespielen Atembeschwerden bekommt, fallt ih￾nen nichts Besonderes ein (das Kolophonium des

Geigenbogens ist ihnen nämlich kein Begriff). Bei

einer Lehrerin, die immer nur in einer bestimmten

Klasse keine Luft bekommt, "diagnostizieren" sol￾che Ärzte eine "Somatisierungsstörung", weil sie

nicht wissen, dass Katzenallergene von Schülern in

die Schule verschleppt werden können und sie des￾halb nicht kombinieren, dass diese Exposition bei

der sensibilisierten Lehrerin zu diesen massiven

Symptomen führt. Und umgekehrt: Bei der Biblio￾thekarin, die unter Niveau bezahlt wird, der aJJe Ent￾scheidungsspielräume genommen werden und die

neuerdings noch zwei Außenstellen mit betreuen

soll, worunter es zu Rückenschmerzen kommt, be￾handeln sie die Rückenschmerzen mit Bettruhe w1d

Spritzen und schreiben sie krank, anstatt den psy￾chosozialen Kontext zu sehen und Bewältigungsstra￾tegien im psychosomatischen Bereich zu vermitteln.

Alles falsch und alles schlimm- warum?

Weil hier Berufskrankheiten übersehen werden, und

zwar mit zwei Folgen:

• Die Erkrankten werden um ihre ihnen gesetzlich

zustehende Umschulung, Prävention und ggf.

Rente gebracht und

• in Bezug aufweitere Personen im Betrieb und in

derselben Branche kommt es nicht zum Erkennt￾nisfortschritt wegen der fehlenden Dokumentati￾on von Zusammenhängen zwischen beruflicher

Einwirkung und diesen Erkrankungen; also kön￾nen- vereinfacht gesagt - durch Unkenntnis der

behandelnden Ärzte noch mehr Exponierte in

Zukunft durch ihre Arbeit krank werden, was

vermeidbar gewesen wäre.

Und weil krankmachende Arbeitsbedingungen zu

Organbeschwerden führen können, bei denen eine

Therapie des Organs nichts bringen kann.

Die Aufgaben der Arbeitsmedizin

Die Arbeitsmedizin ist eine derjenigen medizini￾schen Disziplinen, die Ursachenforschung betreibt

und Kausalzusammenhänge beurteilt. Der Schlüssel

zur Prävention ist nämlich die Kenntnis eben dieser

Verbindungen. Erst wenn Präventivmedizin nicht

mehr als "Primitivmedizin" gehandhabt wird, kön￾nen Ansätze zur Krankheitsvermeidung greifen.

Aber auch gut gemeintes Halbwissen kann scha￾den, denn Ärzte mit zu wenigen arbeitsmedizini￾schen Kenntnissen lassen gerne auch mal eine Be￾rufskrankheiten-Anzeige los, die z. B. bei Mechani￾kern im Heizungsbau eine Hartmetallfibrose doku￾mentieren will (obwohl diese nur bei der Herstellung

und beim Schleifen "gesinterter Karbide" auftritt!).

Sie versprechen dabei dem Patienten: "Wir versu￾chen da mal, etwas für Sie herauszuholen, im Zwei￾felsfall müssten Sie ja trotzdem eine Rente bekom￾men, auch wenn man nicht weiß, woher die Krank￾heit sonst kommt".

Wenn auf diese suboptimale Weise vermeintliche

Berufskrankheiten angezeigt werden (die bei Vor￾handensein gewisser arbeitsmedizinischer Basis￾kenntnisse niemals in Erwägung gezogen worden

wären- selbst, wenn nur hängen geblieben wäre, wo

man nachschlägt oder sich Rat holen kann) dann ist

dies trotzdem fast genauso schlimm wie der erste

Fehler, da so

• beim Patienten eine völlig sinnlose Erwartungs￾haltung geweckt wird, die oftmals deletäre psy￾chopathologische Konsequenzen hat (bei initial

falsch beratenen, psychisch völlig unauffälligen

Patienten teilweise später inkurables Rentenbe￾gehren, "Rentenneurose") und da

• Ressourcen, die besser in Präventions- und Ursa￾chenforschung investiert würden, für eigentlich a

priori erkennbar sinnlose Verwaltungsverfahren

verschwendet werden. Auch im Gesundheitswe￾sen kann jeder Euro nur einmal ausgegeben wer￾den.

Eine moderne betriebliche Arbeitsmedizin geht weit

hierüber hinaus. Betriebliches Gesundheitsmanage￾ment, Gesundheitsförderung, Unternehmensbera￾tung in aHen Fragen von Gesundheit und Leistungs￾fahigkeit, Steigerung der Führungskräftekompetenz

in Sachen "Gesund führen" - dieses alles ist aber

Facharztwissen einer Zielgruppe (Betriebsärzte), für

die dieses Buch nicht geschrieben wurde (denen es

aber auch nicht direkt schadet). Arbeitsmedizin für

Medizinstudenten, die später in aHe Fachrichtungen

streben und speziell für Allgemeinärzte soll hier ver￾mittelt werden. Und ich freue mich, wenn der oder

die eine oder andere Leser{in) Lust empfindet, in

diesem schönen Fach mit großer Breite und enor￾mem Präventionspotenzial später tätig zu werden.

Warum und wozu Arbeitsmedizin und klinische Umweltmedizin? VII

Nicht jeder Mensch verträgt jede Arbeit

Und damit ist wieder der primärärztlich tätige Arzt

gefordert:

• Kann der Patient mit koronarer Herzkrankheit

oder der Diabetiker Nacht- und Schichtarbeit

leisten?

• Kann der funktionell einäugige Patient Kranfüh￾rer oder Gabelstaplerfahrer werden?

• Kann der Asthmatiker in staubiger Umgebung

und kann der Rheumatiker ganzjährig im Freien

arbeiten?

Vorsicht, bitte äußerste Vorsicht auch hierbei: Viele

gut gemeinte Atteste haben manche Leute und ihre

Familien schon dauerhaft um Lohn und Brot ge￾bracht! Wenn der praktische Arzt Heinz Tegtmeyer

aus, sagen wir, Flensburg, dem w1gelernten Herrn

Erkan Özdemir (53 Jahre alt, mäßig übergewichtig,

intermittierend LWS-Beschwerden, ein wenig

schwermütig) ein Attest ausstellt, er könne auf der

Werft nicht mehr in der Nachtschicht oder an Ar￾beitsplätzen mit Zugluft arbeiten, wird Herr Özde￾mir dieses Attest gutgläubig seit1em Chef vorlegen￾nicht ahnend, dass diese mal so locker unterstellte

gesundheitliche Nichteignung für ihn ein fataler

Kündigungsgrund sein kann. Herr Dr. Tegtmeyer

trägt dann ungewollt die moralische Verantwor￾tung, wenn Herr Özdemir danach auf der Straße

sitzt und seine Kinder die Folgen der Arbeitslosig￾keit, den sozialen Abstieg w1d schließlich die Aus￾grenzung aus der Gesellschaft erleben müssen ...

Die verantwortungsvolle Beantwortung der Fra￾ge, wie diese "Leistungsgewandelten" (das ist der

politisch korrekte Fachbegriff für Personen mit ge￾sundheitlichen Einschränkungen) im Erwerbsleben

einsetzbar sind, erfordert nicht nur exzellente medi￾zinische Kenntnisse, sondern auch Detailwissen

über die spezifischen Anforderungen von Arbeits￾plätzen. Auch in diesen nicht minder spannenden

Bereich wollen vvir Sie einführen.

Um bei diesen komplexen Herausforderungen

medizinisch nicht oberflächlich zu sein, sind wir in

unserem Fach zwingend auf die lnterdisziplinarität

angewiesen, d. h. auf die enge Kooperation mit

Pneumologen, Dermatologen, Endokrinologen,

Neurologen, Psychosomatikern, Psychiatern, Ortho￾päden, Radiologen und Vertretern anderer Fächer.

Hinzu kommt die wichtige transdisziplinäre Koope￾ration mit Chemikern, Biologen, Technikern und

Ingenieuren sowie den Arbeits- und Organisations￾bzw. Wirtschaftspsychologen und Ökonomen.

Die Arbeitsmedizin ist also ein klinisches und

präventivmedizinisches Fach mit einer enormen

Breite! (Mehr Details dazu können Sie auch dem In￾ternet-Info unter www.dgaum.de oder unserer

homepage http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.

de entnehmen.)

Unser Anliegen in der klinischen Umweltmedizin

Umweltfaktoren werden immer wieder als Verursa￾cher sehr unterschiedlicher Gesundheitsstörungen

diskutiert: Und das hat seine Gründe: Wir kommen

mit immer mehr Chemikalien in Kontakt, deren Ri￾siken öffentlich diskutiert werden. Hinzu kommen

Expositionen, die es früher nicht gab (z. B. Mobil￾funk). Berichterstattung zwischen Verharmlosung

und Weltuntergangsszenarien führt zu Verunsiche￾rung der Patienten. Das menschliche Kausalitätsbe￾dürfnis bringt mitunter Dinge itl einen Zusammen￾hang, die außer zeitlicher Koit1Zidenz nichts mitein￾ander zu tun haben. Wenn die Abgeschlagenheit

kurz nach Erhalt eines neuen Gebisses emsetzt, wo￾ran liegt es? An einer vom Patienten vermuteten

Kunststoffunverträglichkeit oder an einer zufällig

zeitgleich dekompensierten Herzmsuflizienz? Also,

die vermutete Kausalität von Umweltnoxen ist oft

naturwissenschaftlich nicht stichhaltig.

Aber halt! Das Umgekehrte ist nicht weniger

schlimm - daher sollen Sie bei uns lernen, keine

Umwelteinflüsse zu übersehen! Tongeschirr mit

Bleiglasur kann Ursache einer Anämie sem, Radon

in Gneis-Granit-Regionen ist die zweithäufigste Ur￾sache von Lungenkrebs in Deutschland und unsicht￾bare Schimmelpilze hinter dem Schrank können

Asthma und Alveolitis auslösen.

Und noch etwas: Es gibt leider ein spezifisch um￾weltmedizinisches Qualitätsproblem: In der Exposi￾tionserfassung, Diagnostik, Sanierung und Therapie

wird nicht selten mit fragwürdiger Indikation eine

unüberschaubare Zahl von vielfach nicht validierten

Verfahren angeboten: So werden Patienten zu Ihnen

kommen, bei denen aufgrund IgG4-Befunden gegen

bestimmte Nahrungsmittel nur noch Haferschleim

auf dem Speiseplan steht, und solche, bei denen

sämtliche Zähne wegen Amalgamfüllungen heraus￾gerissen wurden, nachdem der Doktor beim (ver￾kehrten) Kurs war und sich ein neues Gerät gekauft

VIII Warum und wozu Arbeitsmedizin und klinische Umweltmedizin?

hat Also: UnvaJidierte Diagnose- und Therapiever￾fahren können - wie überall in der Medizin - auch

im umweltmedizinischen Bereich Schaden anrich￾ten.

Klinische Umweltmedizin kann also auch sehr

spannend sein. Vom Umfang her ist sie aber bewusst

kürzer gehalten als die Arbeitsmedizin. Generelle

umweltmedizinische Themen wurden, wo es passte,

direkt unter den jeweils entsprechenden arbeitsme￾dizinischen Überschriften abgehandelt. Rein kli￾nisch umweltmedizinische Inhalte wie die umwelt￾medizinischen Syndrome finden sich im neuen Ka￾pitel 24.

Relevanz für Praxis und "Hammerexamen"

Stets muss man sich in der Didaktik der Arbeitsme￾dizin und Umweltmedizin entscheiden, ob man an

die Problematik vom klinischen Krankheitsbild her

oder von der Noxe aus herangehen möchte. Uns lie￾gen hierbei die klinischen Abschnitte, die dem übli￾chen allgemeinmedizinisch-internistischen Vorge￾hen entsprechen, besonders am Herzen. Daher ha￾ben wir ein klinisches Kapitel, federführend verfasst

von PD Dr. P. Angerer, das arbeitsbedingte Erkran￾kungen des Herzens, der Gefäße, des Verdauungs￾systems, der Nieren, der Knochen und des blutbil￾denden Systems abhandelt, über den arbeitsmedizi￾nischen Lernzielkatalog hinausgehend erstellt.

Schließlich nützt Ihnen dieses alles bei der Arbeit

nur dann, wenn Sie die medizinischen Examina be￾stehen. In diesen werden auch unendlich langweilige

Gesetzesinhalte abgefragt. Also werden Sie auch die￾se im vorliegenden Büchlein nicht vermissen ...

Die arbeitsmedizinischen und klinisch umweltmedi￾zinischen Fragen im Hammerexamen (einschließ￾lich der Fallgeschichten) können Sie beantworten,

wenn Sie dieses Buch gelesen haben.

Im umweltmedizinischen Teil sind wir unterhalb

der Vorgaben des Lernzielkatalogs geblieben, da die￾ser viele "nicht klinische" Aspekte beinhaltet. Sie

können aber nach dem Lesen dieses Buchs das Ham￾merexamen in unseren Fächern sehr gut bestehen.

Prüfungsfragen, mit denen Sie Ihr Wissen testen

können, finden Sie online unter www.elsevier.de. Im

Buch wird jeweils am Kapitelende auf diese online

zur Verfügung stehenden Fragen mit dem Symbol a

verwiesen.

Möglicherweise sind auch in dieser zweiten Aufla￾ge noch Fehler enthalten, für die ich im Vorwege

schon um Ihre Entschuldigung bitte. Bitte weisen Sie

mich auf etwaige Unstimmigkeiten hin und machen

Sie konstruktive Vorschläge zur laufenden Aktuali￾sierung!

München, Herbst 2009

Prof. Dr. med. D. Nowak und Team

Danksagung

Sehr herzlicher Dank geht an die externen und inter￾nen Kollegen und Mitarbeiter, die zu verschiedenen

Abschnitten des Buches mit Ideen w1d Texten ver￾antwortlich beigetragen und manchen drohenden

peinlichen Fehler diskret und freundschaftlich weg￾geputzt haben:

Frau Dr. A. Bühren, Berlin/Murnau

Frau Prof. Dr. J. Godnic-Cvar, Wien

Frau Dr. B. Heese, München

Herrn Prof. Dr. P. Höppe, München

Frau Dr. K. Hupfer, Ludwigshafen

Herr Prof. Dr. S. Letzel, Mainz

Herr PD Dr. A. Nienhaus, Harnburg

Frau Dr. S. Nowak, Bernried

Herr Dr. H. Piechowiak, München

Herr Prof. Dr. H. W. Rüdiger, Wien

Herr Dipi.-Min. S. Siegmann, Düsseldorf

Herr Dr. H. Wildgans, München

Herr Prof. Dr. Dr. A. Zober, Mannheinl/Ludwigs￾hafen

Herr Dr. A. zur Mühlen, München

Im Institut und im Klinikwn der Universität Mün￾chen haben auf ihren Spezialgebieten wesentliche

Beiträge zur vorliegenden 2. Auflage geleistet:

Adresse des Autors

Prof. Dr. med. Dennis Nowak

Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und

Umweltmedizin

Klinikwn der Ludwig-Maximilians-Universität

Ziemssenstr. 1

80336 München

[email protected]

Herr PD Dr. P. Angerer

Frau Dr. U. Ochmann

Herr Dr. G. Praml

Herr Prof. Dr. B. Przybilla

Frau Prof. Dr. K. Radon, MSc

Frau PD Dr. F. Rueff

Herr Dr. R. Schier!

Dank geht darüber hinaus an Frau Astrid Appel,

Frau Dr. Bergmann, Halle, sowie Prof. Baur (Harn￾burg), Prof. Brüning (Bochwn), Prof. Drexler (Er￾langen), Prof. Letzel (Mainz), Prof. Pfister (Magde￾burg), Prof. Schiele (Jena) und Prof. Zober (Mann￾heim/Ludwigshafen), welche Prüfungsfragen beige￾steuert haben, die Sie jetzt im Online-Supplement

unter www.elsevier.de finden.

Nicht zuletzt geht herzlicher Dank an Frau Nuss￾bawn und Herrn Gattnarzik von Elsevier, Urban &

Fischer, sowie an Frau Haas, die auf vielerlei Wün￾sche eingegangen sind und die Planung kompetent,

kreativ und tatkräftig umgesetzt haben.

Prof. Dr. med. D. Nowak und Team

Inhaltsverzeichnis

1

1.1

1.2

1.3

1.4

2

2.1

2. 1.1

2. 1.2

2.2

2.2.1

2.2.2

2.2.3

2.2.4

2.2.5

2.2.6

2.2.7

2.2.8

2.3

2.3.1

2.3.2

2.3.3

2.3.4

2.3.5

2.3.6

2.4

2.4.1

Allgemeine Grundlagen ...... .

Gesundheitsökonomische Aspekte der

Arbeits- und Erwerbsfähigkeit ....

Ethische und rechtliche Aspekte von

Gesundheit und Beruf ......... .

Arbeitsanamnese ............. .

Arbeitsepidemiologie .......... .

Arbeits- und

Gesundheitsschutz

Gesetzliche Grundlagen des Arbeits￾und Gesundheitsschutzes in

Deutschland ..... . .. . .. . .. . .. .

Institutionen für Arbeitsschutz . . .. .

Arbeitsschutzgesetz ............ .

Gefährdungsbeurteilung ....... .

Gefahrstoffverordnung ......... .

Infektionsschutzgesetz ......... .

Biostoffverordnung ............ .

Gentechnikgesetz, Gentechnik￾Sicherheitsverordnung .......... .

Strahlenschutz-/

Röntgenverordnung ........... .

Lärm- und Vibrations￾Arbeitsschutzverordnung ........ .

Bildschirmarbeitsplatzverordnung ..

Arbeitsstättenverordnung ....... .

Sozialer Arbeitsschutz . .. . .. . .. .

Arbeitstätigkeit der Frau .. . .. . .. .

Gesundheitsschutz für Schwangere

am Arbeitsplatz -

Mutterschutzgesetz . .. . .. . .. . .. .

Arbeitstätigkeit von Jugendlichen -

Jugendarbeitsschutzgesetz ...... .

Leistungsgewandelte

Arbeitnehmer ................ .

Nacht- und Schichtarbeit ........ .

Arbeitszeitgesetz .............. .

Betriebsärztliche Tätigkeit ...... .

Arbeitssicherheitsgesetz ........ .

1

1

2

6

7

13

13

13

14

15

16

17

17

17

17

18

18

18

18

18

20

23

24

24

26

26

26

2.4.2

2.4.3

2.4.4

2.4.5

2.5

2.6

2.6.1

2.6.2

2.6.3

2.7

2.8

2.8.1

2.8.2

2.8.3

3

3.1

3.2

4

4.1

4.2

4.3

4.4

4.5

Aufgaben des Betriebsarztes

(§ 3 ASiG) ................... .

Qualitätsmanagement in

der ärztlichen/arbeitsmedizinischen

Dienstleistung ................ .

Betriebliches

Gesundheitsmanagement ....... .

Medizinische Untersuchungen

von Arbeitnehmern ...... .. . .. . .

Grenzwerte in der

Arbeitsmedizin .. ............. .

Gesundheitsschutz in der

Umweltmedizin ..... . .. . .. .. . .

Außenbereich ................ .

Innenraum .................. .

Nahrungsmittel und Trinkwasser .. .

Arbeitsbedingte Erkrankungen .. .

Berufskrankheiten ............ .

Berufskrankheitenverfahren ...... .

Liste der Berufskrankheiten ...... .

Arbeits- und Wegeunfälle ....... .

Belastung, Beanspruchung,

Alter ...................... .

Das Belastungs-Beanspruchungs￾Konzept ... . ..... . .......... .

Arbeit und Alter . . .. . . ........ .

Gesundheitliche Aspekte von

Arbeitsplätzen im

Gesundheitsdienst .......... .

Erkrankungen durch allergisierende

Stoffe ................... . .. .

Infektionskrankheiten ......... .

Psychementale und andere

Belastungen ................. .

Vorsorgeuntersuchungen im

Gesundheitsdienst ............ .

Anforderungen an die

Arbeitsschutzorganisation in der

Arztpraxis .................. .

27

28

29

29

34

37

38

39

41

42

43

44

48

48

53

53

55

57

57

58

59

59

60

Inhaltsverzeichnis XI

5 Physische Belastung und 9 Arbeitsbedingte Erkrankungen

Beanspruchung in der Arbeit . . . 61 und Berufskrankheiten des

5.1

5.2

Ergonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Bewegungsapparates . . . . . . . . . 95

Work -Life-Balance, Pausenregime 9.1 Bandscheibenbedingte Erkrankungen

und Erholung . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 der Wirbelsäule . . . . . . . . . . . . . . . 95

5.3 Bildschirmarbeitsplätze . . . . . . . . . 63 9.2 Weitere wichtige Berufskrankheiten

des Bewegungsapparates . . . . . . . 96

6 Psychische Belastung und

Beanspruchung . . . . . . . . . . . . . . 67 10 Arbeitsbedingte Erkrankungen

und Berufskrankheiten der

7

7.1

7 .1.1

7.1.2

7.2

7.2.1

7.2.2

7.2.3

7.2.4

7.2.5

7.3

7.3.1

7.3.2

7.3.3

7.4

Belastung und Beanspruchung

durch physikalische

Einwirkungen .............. .

Vibrationen, Erschütterungen . .. .

Schwingungen, die auf Teile des

Körpers einwirken ............. .

Schwingungen des ganzen

Korpers ..................... .

Larm . .. . .. . .. . .. . .. . .. . .. .. .

Physiologische Grundlagen ...... .

Physikalische Grundlagen ....... .

Lärmschwerhörigkeit . .. . .. . .. .. .

Arbeitsmedizinische Aspekte ..... .

Umweltmedizinische Aspekte .. .. .

Klima/Thermische Bedingungen am

Arbeitsplatz . .. . .. . .. . .. . .. .. .

Thermische Beanspruchung . . .. .. .

Arbeit bei Hitze ............... .

Arbeit bei Kälte . . .. . .. . .. . .. .. .

Arbeiten in sauerstoffreduzierter

Atmosphäre . .. . .. . .. . .. . .. .. .

8 Belastung und Beanspruchung

durch chemische

Einwirkungen .............. .

8.1 Nachweis in Luft und Körper .. .. .

8.2 Gefährdungen beim Umgang mit

Schwermetallen .............. .

8.3 Gefährdungen durch organische

Lösemittel, Halogenkohlenwasser￾stoffe, Benzol und Homologe .. .. .

8.3.1 Wirkungen auf den menschlichen

Körper . . .. . .. . .. . .. . .. . .. .. .

8.3.2 Arbeitsmedizinische Bedeutung von

Kohlenwasserstoffen ........... .

75

75

75

77

77

77

78

79

81

82

83

83

84

86

86

Atemwege, Lunge und Pleura . . 99

10.1 Stäube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

1 0.1.1 Berufskrankheiten durch anorganische

Stäube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

1 0. 1.2 Berufskrankheiten durch organische

Stäube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

1 0.2 Vorwiegend obstruktive

Atemwegserkrankungen als

Berufskrankheiten . . . . . . . . . . . . . 1 09

1 0.3 Akute lnhalationsintoxikationen . . 119

11 Arbeitsbedingte Erkrankungen

und Berufskrankheiten

der Haut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

11.1 Nichtkrebserkrankungen

der Haut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

11 .2 Krebserkrankungen der Haut

als BK ....................... 129

11.3 Arbeitsmedizinische

Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . 131

12 Arbeitsbedingte Infektions￾und Tropenkrankheiten . . . . . . . 135

12.1 Vom Menschen auf den Menschen

89 arbeitsbedingt übertragbare

89 Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . 135

12.1.1 Durch Blutkontakt übertragbare

89 Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

12. 1.2 Tuberkulose . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138

12.1 .3 Weitere, von Mensch zu

91 Mensch übertragbare

Infektionskrankheiten . . . . . . . . . . . 140

92 12.2 Vom Tier auf den Menschen

übertragbare Erkrankungen

93 (Zoonosen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

12.3 Tropenkrankheiten . . . . . . . . . . . . . 143

XII Inhaltsverzeichnis

13

13.1

13.2

14

14.1

14.2

15

15.1

15.2

16

17

18

19

Arbeitsbedingte Erkrankungen 20

des Herzens und der Gefäße . . . 147

Erkrankungen des Herzens durch

berufliche Einflüsse . . . . . . . . . . . . 147

Erkrankungen der Gefäße durch 21

berufliche Einflüsse . . . . . . . . . . . . 148

21.1

Arbeitsbedingte Erkrankungen 21.2

des Verdauungstrakts . . . . . . . . . 151 21.3

Lebererkrankungen durch berufliche 21.4

Einflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

Beruflich bedingte Erkrankungen 22

anderer Verdauungsorgane . . . . . . 152

23

Arbeitsbedingte Erkrankungen

der Niere und der ableitenden 23.1

Harnwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

Nierenerkrankungen durch Metalle, 23.2

Metalloide ( > Kap. 8.1)

sowie Silikate . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 23.3

Glomerulonephritiden . . . . . . . . . . 155

Arbeitsbedingte Knochen￾erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . 157 24

24.1

Arbeitsbedingte Erkrankungen 24.2

der blutbildenden Organe . . . . . 159 24.3

24.4

Arbeitsbedingte Erkrankungen 24.5

des Nervensystems . . . . . . . . . . . 161

Krebserkrankungen als

Berufskrankheiten . . . . . . . . . . . 163

19.1 Klassifikation beruflicher

Karzinogene . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164

19.2 Vorgehen bei begründetem Verdacht

auf eine Berufskrankheit "Krebs" . . 166

19.3 Gutachterliehe Bewertung bei

Verdacht auf eine

Berufskrebserkrankung . . . . . . . . . 169

Chronische Krankheiten und

deren Einfluss auf die

Leistungsfähigkeit . . . . . . . . . . . 171

Suchtproblematik und "Doping"

am Arbeitsplatz . . . . . . . . . . . . . . 175

Nikotin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

Alkohol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176

Drogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178

"Doping" am Arbeitsplatz . . . . . . . 180

Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . . 183

Forschungskonzept

Arbeitsmedizin . . . . . . . . . . . . . . 185

Künftige Entwicklungen der

Arbeit . . .. . .. . .. . .. . .. .. . .. . . 185

Arbeitsmedizinische

Fragestellungen . . . . . . . . . . . . . . . 186

Strukturen zur wissenschaftlichen

Bearbeitung dieser

Fragestellungen . . . . . . . . . . . . . . . 187

Klinische Umweltmedizin . . . . . . 189

Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189

Umweltanamnese . . . . . . . . . . . . . 190

"Organisch" oder "psychisch"? . . 190

Spezielle Umweltnoxen . . . . . . . . . 190

Spezielle umweltbezogene

Syndrome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192

Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . 197

Quellenverzeichnis

der Abbildungen . . . . . . . . . . . . . 198

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . 199

KAPITEL

Allgemeine Grundlagen

1.1 Gesundheitsökonomische

Aspekte der Arbeits- und

Erwerbsfähigkeit

In Deutschland sind etwa 40 Millionen Menschen

erwerbstätig. Der Anteil von Arbeitsunfähigkeits￾fällen, die durch gesundheitliche Einflüsse des Ar￾beitsplatzes mitbedingt werden, wird auf 10-30 %

geschätzt. Die hierdurch verursachten volkswirt￾schaftlichen Kosten sind jährlich in zweistelliger

Milliardenhöhe zu veranschlagen ( > Tab. 1.1).

Die Arbeitskosten (Löhne plus Sozialbeiträge) pro

geleisteter Arbeitsstunde in Europa streuen nach

Angaben von Eurostat zwischen 3 und 5 Euro in

Lettland, Litauen, der Slowakei und Polen am unte￾ren Ende dieser Skala und 25 bis über 30 Euro in

Deutschland, den skandinavischen Ländern, Frank￾reich, Belgien und der Schweiz in der Spitzengruppe.

Damit ist hierzulande die Arbeitskraft der teuerste

Produktionsfaktor. Die Konsequenzen sind:

Tab. 1.1 Einflussfaktoren auf die Häufigkeit von

Arbeitsunfähigkeitszeiten

Faktor

!

Geschlecht

Alter

Bildung

Betriebszuge·

hörigkeit

Arbeitszeit

Freiräume am

Arbeitsplatz

Arbeitszufrie￾denheit

Arbeitslosen￾quote

Arbeitsunfähig￾keitszeiten !

männlich

jünger

hoch

lang

T eilzeit, flexibel

hoch

hoch

hoch

Arbeitsunfähig￾keitszeiten I

weiblich

älter

niedrig

kurz

Vollzeit, starr

genng

niedrig

niedrig

• Reduktion von Personal, Auslagerung von Arbeit,

Automatisierung, steigende Kompetition, Ar￾beitsplatzverlust auf breiter Ebene

• steigende Anforderung an Produktivität und Effi￾zienz des einzelnen Beschäftigten = "job enlarge￾ment"

• steigende Anforderungen an Qualifikationen, Fle￾xibilität, Mobilität und Verantwortung = "job

enrichment".

In der Arbeitswelt spricht man von Wirtschaftszwei￾gen und ordnet diese folgenden Bereichen bzw. Sek￾toren zu:

• primärer Sektor: Produktion von Lebensmitteln

und Energie

• sekundärer Sektor: herstellendes und verarbei￾tendes Gewerbe

• tertiärer Sektor: Dienstleistungen.

In modernen Industriegesellschaften nimmt die Zahl

der Beschäftigten im primären und sekundären Sek￾tor ab. Die Zunahme des tertiären Sektors beinhaltet

vermehrte Anforderungen an Informationsaufnahme

und -verarbeitung, also mentale und auch psychische

Belastungen. Es wäre jedoch falsch, diese nur auf den

Dienstleistungssektor zu beschränken ( > Abb. 1.1).

1995 publizierte Jeremy Rifkin in den USA ein

Buch mit dem Titel "Das Ende der Arbeit", welches

sehr rasch zu einem BestseUer aufgestiegen ist. In die￾sem Buch vertritt Rifkin die These, dass die zuneh￾mende Automatisierung für die Menschen immer

weniger Arbeit übrig lässt und Arbeitslosigkeit somit

ein unausweichliches gesellschaftliches Phänomen

darstellt. Die steigenden Arbeitslosenzahlen schienen

zunächst Rifkins These zu bestätigen. Inzwischen se￾hen wir in einigen Ländern, beispielsweise in den

USA, durchaus einen langfristig gegenläufigen Trend.

Wir beobachten eine Verschiebung der geleiste￾ten Arbeit vor aJJem in den Dienstleistungsbereich,

aber auch in den nicht monetarisierten Bereich.

Über 60 % aller geleisteten Arbeit ist inzwischen

Nichterwerbsarbeit, also Nachbarschaftshilfe, Sozi-

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